
Jaguar 240
Die Liebe zu Oldtimern habe ich schon sehr, sehr lange. Ich weiß gar nicht genau, wann das begann, glaube aber mich zu erinnern, dass ich als 20jährige den Jaguar E-Type am Kudamm gesehen habe und seither geradezu süchtig nach der Schönheit dieser alten Karossen bin.
Die Liebe zum Jaguar hat bei mir deutlich früher eingesetzt. Da war ich noch eine Teenagerin. Für mich gibt es kein schöneres Auto als den Jaguar (okay, den Mini und den Fiat500 finde ich auch total klasse). Mein kleines Autoherz schlägt dabei weniger für die neuen Jaguartypen, die sich immer stärker dem äußeren Erscheinungsbild der Konkurrenz anpassen, als viel mehr für alle Jaguarmodelle vom Oldtimer bis hin zu den Jaguartypen, die in den späten 80er/frühen 90er Jahren produziert wurden und noch ihre ursprünglich klassische Form beibehalten haben. Und ein sehr weiser Mann (mal von den Kleinigkeiten abgesehen, mit denen er mich heute noch ab und an sehr schnell auf die Palme bringen kann und ich ihn dann alles andere als weise bezeichnen würde) besaß mal einen solchen wunderschönen klassischen Jaguar, mein Vater.
Ich war damals noch sehr jung und nannte diese Schönheit auf Rädern „Flipper“, weil er eine Farbe hatte, die mich an einen Delphin erinnerte. Dabei passte der Name gar nicht zu ihm, denn kein Delphin schnurrt. Ein Jaguar aber schon. Nicht nur die Katze! Der Wagen schnurrt auch. Und ich meine es wirklich so, wie ich es sage. Er schnurrt.
Jeden Tag, wenn mein Papa von der Arbeit nach Hause kam, hörte ich ihn schnurren. So ruhig. So schön. Selbst mein Vater war so begeistert von ihm. Der Mann, der seine Wagen im Wochenrhythmus wechselte, wurde plötzlich sesshaft. Wir hatten wirklich alles durch: Ford, Opel, Mercedes, Mazda, Fiat 1, Fiat 2, Fiat 3, Golf, Fiat 4, Fiat 5, Fiat 6, BMW … es war zum Verrücktwerden. Dieser Mann war seiner Frau stets treu ergeben – aber seinen Autos niemals.
Bis zu dem Augenblick als Flipper einzog. Wunderschöne Ledersitze, Mahagoniverkleidungen, verchromte Details … hach … . Und dieses Schnurren. Mein Vater liebte ihn und ich liebte ihn auch. So sehr. Das erste Auto, dass ich mit meinem Vater gemeinsam wusch, pflegte und hegte wie ein echtes Haustier.
Er behielt ihn einige Jahre. So viele, dass ich sogar mit ihm fahren durfte und einparken üben konnte. Meine allerersten heimlichen Fahrstunden auf irgendwelchen einsamen Waldwegen hatte ich mit diesem Wagen! Mein Vater war so ein guter Fahrlehrer und so ruhig. Kein Wunder! Er wusste ganz genau, was mir Flipper bedeutete und er hatte volles Vertrauen in mich. Gott, was habe ich damals geschwitzt vor Angst. Der Wagen war so riesig. Aber auch so sanft.
Irgendwann kam dann aber der Tag des Abschieds. Es ist so wie es ist. Ein Jaguar ist sehr gefräßig. Die Reparaturkosten fraßen meinem Vater einfach die Haare vom Kopf und so beschloss er schweren Herzens, das wunderschöne Traumstück zu verkaufen. Ich schluckte krampfhaft den dicken Kloß herunter und nahm Abschied von Flipper und auch mein Vater konnte seinen Trennungsschmerz kaum verbergen.
Nach all den Jahren sagt er heute, dass das ein großer Fehler war. Man sollte die Dinge bewahren, die einem etwas wert sind – uns sei es nur, um sie in irgendeiner Garage sicher zu halten, zu pflegen und sich an ihnen zu erfreuen. Die Trennung von Flipper schmerzt ihn gegenwärtig noch genauso sehr wie damals. Das sehe ich an seinen Augen, wenn er von ihm spricht. All diese Leidenschaft und die Liebe und den Stolz und eben auch den Verlust. Er war nun mal sein bestes Pferd in diesem kunterbunten Zirkus-Stall.
Letztes Jahr saß ich dann mit meinem Mann am Küchentisch und rätselte darüber nach, was wir unseren Eltern zu Weihnachten schenken wollen. Plötzlich erinnerte sich mein Mann an die vielen Gespräche, die er schon mit meinem Vater über Oldtimer geführt hatte und wie sehr sie dann von den alten Jaguarmodellen schwärmen. Dann blättern sie in alten Büchern, Vergleichen die Baujahre, die Motoren etc. und sind ganz in ihrem Element.
Bei mir muss das nicht immer so detailliert sein; Hauptsache der Wagen sieht schön aus ;). Irgendwann hatte mein Mann aber DIE zündende Idee! „Lass uns doch deinen Eltern eine Fahrt mit einem Oldtimer schenken!“ Ich korrigierte nur: „Lass uns meinem Vater diese Fahrt schenken! Für meine Mama habe ich schon was und außerdem müssen Autos für sie nur eines können: fahren :))“
Gesagt – Getan! Einen Oldtimerverleih haben wir schnell gefunden und zu Weihnachten stand dann meinem Vater das Herz vor Begeisterung und Schock fast still! Mit der Begeisterung haben wir gerechnet. Mit dem Schock weniger. „Ich kann dieses Auto nicht fahren, Kinder! Ich bin zu alt dafür. Ich kann das nicht mehr!“ „Quatsch! Du bist doch nicht zu alt, um einen Jaguar zu fahren!“ meinte ich bloß. „Doch Kind! Das bin ich! Ich kann mich kaum bewegen. Meine Knochen schmerzen und für diesen Wagen braucht man Kraft! Das ist ein Oldtimer – ohne Servolenkung und dem ganzen Komfort, den man heute sonst so gewohnt ist“. Ups! „Kein Problem. Wenn du solche Sorgen hast, dann fahre ich dich!“ sprach mein Mann und Vaters Augen glänzten. „Unter einer Bedingung. Die Mädels müssen mitkommen“ grinste mein Vater und zwinkerte mir zu.
Weil im Winter keiner fahren wollte, im Frühjahr das Wetter nicht stimmte und im Sommer keiner irgendwie Zeit dafür fand, verlegten wir die Fahrt schlussendlich auf die erste Septemberwoche. Kein anderer Zeitpunkt hätte dafür geeigneter sein können. Das Wetter war perfekt. Nicht zu heiß und nicht zu kalt. Alle hatten Zeit und gute Laune und so stand dann an einem Vormittag der elegante alte Herr Jaguar vor der Tür und empfing uns mit seinem mondänen Erscheinungsbild und seiner Ledersessel- und Holzverkleidungswärme.
Der Oldtimer: Jaguar 240
Sooooo schön! Kein anderer Wagen heißt einen so herzlich willkommen. Und das empfanden auch so viele andere Menschen auf der Straße. Plötzlich wurde mir bewusst, wie viele Menschen sich an dieser Schönheit erfreuen. Dieses unglaublich schöne Auto erregt so viel positive Aufmerksamkeit. Die Menschen blieben stehen, staunten, winkten uns zu, lachten und klatschten, rissen vor Begeisterung die Arme hoch. Halleluja! Niemals wurden wir von so vielen anderen Autofahrern in einem absoluten Schneckentempo überholt, weil sie den Wagen von allen Seiten bewundern wollten. An der Ampel sprachen uns andere Autofahrer begeistert an. Ein Motorradfahrer fuhr eine gefühlte halbe Stunde hinter uns, bis er schließlich an uns vorbei sauste, sich vor uns einordnete, den rechten Arm nach hinten riss, um uns seinen „Daumen nach oben“ zu zeigen. Es war ein so tolles Gefühl, so viel Freude in den Gesichtern anderer Leute zu erleben. All diese Zuneigung zu spüren zu etwas, das man selbst so sehr liebt.
Die Kids waren begeistert, war das doch eine komplett neue Erfahrung für sie. Wieviel Positives plötzlich einem entgegengebracht wurde, nur weil man an einem Tag etwas ganz Außergewöhnliches und nichts Alltägliches tat.
Die Kleine verliebte sich schon in den ersten fünf Minuten in den Wagen. Und wie sollte es auch anders kommen – eine halbe Stunde später hatte sie schon den perfekten Namen für den alten Herrn: „Mr. Blue“. Sie fläzte sich in seinen gemütlichen Ledersitzen, liebte die kleinen ausklappbaren Tischchen auf den hinteren Plätzen, seine kleinen Fensterchen, die man vorne und hinten aufklappen kann, den Holzlenker und sein wunderschönes, gemütliches Gesicht. Ja, diese Autos haben noch Gesichter. Gutmütige und so unglaublich elegante Gesichter.
Bis auf meinen Mann, der in den ersten zwei Stunden Blut und Wasser schwitze, verbrachten wir alle einen wunderschönen Tag. Fuhren den Wagen im Berliner Umland auf den ruhigen Landstraßen aus, machten mehrere Pausen an schönen Orten, aßen Kuchen und genossen einen perfekten Tag in vollen Zügen. Mein Vater war so begeistert, streichelte den Wagen, holte bei jedem Halt sein Taschentuch hervor und polierte fein säuberlich die Spiegel. Nicht, dass sie es gebraucht hätten, aber es macht ihm schlicht und einfach Freude, in Berührung mit einem Jaguar zu sein. Da haben sich zwei ältere Herren einfach gefunden.
Und obwohl mein Mann in den ersten beiden Stunden stock und steif behauptete, von der romantischen Oldtimervorstellung geheilt worden zu sein:
„Mist, wo ist hier der zweite Gang“
„Der Wagen braucht Ewigkeiten um anzufahren“
„Der zweite Gang geht nicht rein“
„Mein Gott, ist das anstrengend, den einzuparken“
„Ich bin klitschnass“
„Der zweite Gang, Herr Gott nochmal …“ etc. etc.
änderte sich seine Meinung nach fünf Stunden dann doch noch erheblich:
„Ooh, der säuft überhaupt nicht ab, wenn ich den zweiten Gang nicht finde! Das ist ja genial!“
„Baby, ich glaub’, ich kriege jetzt ganz große Oberarmmuskeln!“
„Schatz, wie findest du es, wenn ich gaaaaanz starke Oberarmmuskeln hab?“ „PAAAAPAAAA!!!“
„Ha! So geht also der zweite Gang rein!“
„Mensch, so auf der Landstraße läuft er wie ’ne Eins!“
„Man muss dieses Brüllen einfach lieben, wenn er anfährt, nicht wahr?!“
Mensch, das ist ein Jaguar, was hast du erwartet!? Ein Quaken?!
…
… und nach 80 gefahrenen Kilometern war mein Mann ein Vollprofi und genoss sichtlich die Fahrt und die verbliebenen 120 km!
Nach vielen wunderschönen und lustigen Stunden, die uns der Jaguar bescherte, kam dann schließlich die Trennung. Meine Kleine konnte nicht weg von ihm und niemand verstand sie wohl besser als ich. Sie streichelte ihren Mr. Blue, umarmte ihn, gab ihm Küsschen und verabschiedete sich, wie es des alten Herren würdig war. Auch ich kam um einige Liebesbekundungen und Danksagungen nicht herum. Es ist eben das Besondere an einem Jaguar. Man liebt ihn und man fühlt sich auch von ihm geliebt. Verrückt? Vielleicht. Aber es ist einfach ein so herrliches Gefühl in etwas so Schönes so vernarrt zu sein! 😉
Habt einen schönen Tag und gönnt euch auch mal einen solchen Ausflug! Ihr werdet es nicht bereuen … okay … vielleicht in den ersten zwei Stunden 😉 aber dann wollt ihr nichts Anderes mehr tun, als über die Grenze zu fliehen und die Nummernschilder auszutauschen! Ich wette drauf!
P.S. Weil wir so große Oldtimerfans sind, sind wir auch viel auf entsprechenden Events unterwegs … so wie HIER. Vielleicht ist ja da auch etwas für euch dabei?
Meine liebste Marieola, ich habe mich verliebt!!! Echt!! So ein tolles Auto!!!!❤️❤️ Bei der nächsten Spritztour nimmst du mich gefälligst mit! ❤️ Nein, im Ernst! Echt traumhaft!❤️
Liebe Grüße, deine Carlotta❤️
Hihihi … Carlotta! Wenn nicht du, wer dann? Hihi … :))) ❤️
Liebste Grüße zurück!
Mariola
Hab‘ ein feines Wochenende!
Liebe Mariola,
was ist das eine tolle Flipper- Geschichte
…GÄNSEHAUT…
Total schön, dass ihr deinem Papa so eine tolle
Überraschung gemacht habt, ein Tag an den sich alle noch laaaange erinnern werden.
Wir haben auch solch ein altes Schätzchen in unserer Garage stehen. Unser Oldie ist lindgrün und heißt FLIP.
Jeder Ausflug ist ein Erlebnis, ein wunderschönes Erlebnis….
Liebe Grüße von einer ebenfalls Oldie- begeisterten
Vita
Ooooh Vita!!!! Das ist ja genial! Ist das auch so ein Jaguar-Oldtimer?
Wiiiiie schön ist das denn!!! Ich freue mich so sehr für euch!!!:)))
Diese Oldies sind doch wirklich die Besten. Und wie witzig – von Flipper zu FLIP :))) Hahaha
Da denke ich doch sofort an den Grashüpfer von der Biene Maja :)) und wie schön, dass ihr eurem Schätzchen auch einen Namen gegeben habt. Dann gehören sie irgendwie noch mehr zur Familie, stimmts? :))
Ich wünsche euch ein wunderschönes Wochenende und viel Spaß mit dem Schatz!
Liebste Grüße
Mariola
Liebe Mariola,
nein, leider ist unser Flip kein Jaguar…das wäre der Knaller!
Flip ist ein Mercedes R 107….sooo ein feiner Kerl.
Ist immer dabei wenn es auf ein Teechen zur Landparty geht und schnurrt uns wohin wir wollen.
Meistens auf`s Land…
Ja ich musste auch lachen, als ich von euerm Flipper las, da die Namensvetternschaft ja schon sehr nah ist. Bei uns haben aber alle Autos einen Namen, auch die, die wir jeden Tag brauchen…da ist der Baby Benz der Zetti & der Schwedenstahl.
(psssst)..Flip ist mir aber der alleralleraller Liebste.
Hbt einen schönen Montagsfeiertag!!!
Liebe Grüße
Vita
Wie genial, liebe Vita!!! Den in blau hatte mein Vater auch … vielleicht 3 Monate lang. Das lag bestimmt daran, dass er zu klein für drei Personen war. Die dritte Person – nämlich ich – hatte es nämlich nicht immer ganz einfach … so im Kofferraum … hahaha :))) oder, so wie ich es immer genannt habe, „auf der Strafbank“ hihihi. Ich weiß noch, wie gern ich mit meiner Mutter darüber diskutiert habe, wer diesmal hinten sitzen darf! hahahaha :)))
Wunderschön!!! Diese Autos haben wirklich Charakter. Der in grün muss der HAMMER sein!
Ja, diese Namenstradition habe ich seit Flipper auch beibehalten. Unser aktuelles Familienauto heißt „Fridolin“ :))
Ich wünsche dir auch einen wunderschönen Montagsfeiertag!
Liebe Grüße
Mariola
Ich möchte auch so ein Haustier!!!
Irgendwie bin ich virtuell ja auch ein bisschen mitgefahren;)
So schön, die Geschichte liebe Mariola❤️
xxx
Deine Karin (autoverrückt wie eh und je)
Hahahaha! Ja, so ein Haustier ist schon sehr fein. Verursacht keine Tierhaarallergie, liebt es verwöhnt zu werden und schnurrt dabei soooooo schön :)))
Dankeschön, du liebe Seele!
xoxox
Mariola
Sooo … endlich kann ich auch meinen Kommentar schreiben …
Ich kann euch gut verstehen …
ich habe mir vor zwei Jahren auch einen Autowunsch erfüllt …
Ich habe mir ein Cabrio gegönnt … nach dem mein Golf 13 Jahre alt war.
Mein neues Auto ist kein Oldtimer, weil wir sicher die Reparaturen nicht zahlen könnten … und sich hier niemand mit alten Autos auskennt …
Aber ich liebe meinen EOS … er ist solide und zuverlässig … aber ich weiß genau … ich fahre ihn so lange wie möglich und danach gibt es wieder ein kleines Rutscherl“ für mich … vielleicht wird es ja wieder ein Polo
Herzliche Grüße
Jutta
Ja, du sagst es. Die Reperaturen bei einem Oldtimer gehen schon ganz schön ans Geld … vor allen Dingen bei DIESEM Oldtimer. Deshalb haben wir ihn nur gemietet 😉 So wissen wir, dass er fährt, wenn er fahren soll! Hahahaha!
Ein Cabrio ist schon was Tolles, liebe Jutta! Irgendwie bist du schon die Dritte, die mir in diesem Jahr von einem Cabrio vorschwärmt. … Wenn das jetzt der neue Trend ist, dann muss ich mich langsam ran halten!!! … Ich muss dann mal kurz zu meinem Mann: „Schaaaaaatz! Wir müssen dringend investiiiieren! Ich hab‘ da bei autoscout24 so einen tollen EOS gefunden und schau, du wolltest schon immer einen Wagen mit beigen Sitzen haben und … !!“ :)))))
Alles Liebe
Jutta
P. S. Der EOS ist echt schick, liebe Jutta! Den würde ich auch nehmen :))! ❤️